Weißstorchreport 2002 für das Gebiet des Biosphärenreservat Spreewald
 
 

Aufgrund kalter Witterung und dem Ausbleiben eines Teils der Altvögel , von den mit Sendern versehenen sechs Vögeln sind zwei in Afrika verschollen, begann das Storchenjahr 2002 nicht gerade verheißungsvoll, und dies in einem Jahr, wo die zweite Internetkamera bei der Agrargenossenschaft Radensdorf in Betrieb ging !  So kam dieses Stammpaar erst am 7/8.April, legte vier Eier, brach aber Ende Mai wegen kalten Wetters die Brut ab und zog zum Glück die beiden erstgeschlüpften Jungvögel auf. In dieser Phase verließen andere Paare ganz ihre Gelege. Übrigens sind die beiden Spreewaldinternetkamera´s einige von den wenigen in Europa, wo Jungvögel groß wurden, bei vielen kam es zu witterungsbedingten Totalausfällen.
Der erste Storch erschien jedenfalls wie immer auf dem Turmgebäude in Straupitz am 10.März. Bei dieser frühen Ankunft ist zu vermuten, dass es sich um einen Westzieher handelt. Er blieb jedenfalls bis zum 26.3 alleine, erst von da an wurden bis Anfang Mai unsere Horste bezogen, so dass es zu 101 Bruten kam. (2001 waren es 107 Paare)
Der späteste Ankunftstermin bei erfolgreichem Brutverlauf war der in Groß Leuthen am Bahnhof vom 6.5/8.5., übrigens eine Neuansiedlung, diese zogen zwei Junge auf welche am 14.8. flügge waren.



In diesem  Jahr war die Nahrungsgrundlage allerdings nicht allzu üppig, es gab wenig Feldmäuse und die Heuschrecken waren wegen des kalten Frühjahres auch erst Anfang Juli richtig verfügbar. So dass es zum Ausfliegen von 201 Jungvögeln kam, diese Zahl liegt dennoch weit über dem langjährigen Durchschnitt.



Storchenhauptstadt ist wiederum Burg mit 11 Paaren und 21 Jungvögeln, gefolgt von Lübben mit 9 bzw. 14  und Straupitz mit 8 Paaren und immerhin 17 Jungvögeln.
Nach wie vor wird dem Weißstorch eine hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu teil. Am 5.Mai fand in Raddusch die Brandenburger Weißstorchtagung unter Teilnahme von  Experten aus ganz Deutschland statt.
Uns erreichten auch wieder zahllose Hilferufe wegen toter oder verletzter Störche, siehe auch den Beitrag “E 822 klappert nicht mehr“, wo wir Hilfe leisten konnten. Leider ist die unkomplizierte Hilfe durch uns in  Zukunft nicht mehr so leicht möglich, da der dafür nötige Geländewagen aus verwaltungsinternen Gründen stillgelegt wurde.

In Straupitz stürzte ein Horst ab, wobei drei Junge starben, und sechs Störche kamen an Stromleitungen zu Tode, hier ist für den Energieversorger noch einiges zu tun. Ein entsprechendes Schreiben mit Karten ist die Envia abgeschickt worden.
In 2002 wurden von den Naturwächtern 4 Horste saniert und  nach langer Zeit im Spreewald endlich wieder Jungstörche beringt, immerhin 38.
Dies wird in den nächsten Jahren zeigen, wo sich unsere Jungen ansiedeln und zeigen ob sich unsere Population aus sich selbst erhält oder Zuzug aus Polen benötigt.
Einer dieser Jungen starb schon kurz nach dem Ausfliegen am 7.8. in Kuschkow an einem 20 kV-Mast.
Der Abzug der Jungen vollzog sich zwischen dem 9.8. und 24.8. Ein erster großer Zugverband von ca. 50 Exemplaren wurde von Wolfgang Köhler am 14.8. bei Lübbenau beobachtet. Am 13.9. wurde dann noch mal in Lubolz ein geschwächter Jungstorch gefunden, der dann in den Storchenhof Loburg kam.
Mit ihm und einem recht „fitten“ Exemplar Anfang Oktober bei Werben ging dann zumindest die Weißstorchsaison im Spreewald zu Ende und es ist die nächste Saison vorzubereiten.

Von den beringten Jungvögeln gibt es nun den ersten Nachweis, und zwar auf der westlichen Zugroute.
Bisher zogen unsere Störche immer nach Südost. Ist dies ein Zufall oder hat sich die Zugscheide nun schon bis in den Spreewald verschoben? Die Eltern gehörten 2002 jedenfalls zu den Ersten, die ihren Horst bezogen.

Unterstützung beim Weißstorchschutz erhielten wir dankenswerterweise von der Agrargenossenschaft Radensdorf , der Allianzumweltstiftung und der Envia.


Arnulf  Weingardt